Selbstmanagement: Besser (über-) leben mit dem „Anti-Retter-Check“ …
Wer kennt das nicht? Aus dem Nichts tauchen Anfragen auf, von denen man gestern noch nicht mal den Hauch einer Ahnung hatte! Ruck-zuck sind sämtliche Zeitpuffer dahin und das beste Zeitmanagement ausgehebelt.
Auch kein Einzelfall, dass einem die Dinge, bei welchen man eben „nur mal kurz helfen“ sollte, dann richtig viel Zeit und Energie rauben und die eigentlichen Aufgaben – oder der Feierabend bzw. die Familie – darunter leiden.
Doch wie besser machen? Da greife ich gerne den Tipp einer Netzwerk-Kollegin – Führungskraft und oft mit solchen „mach-Du-das-mal-eben-für-mich“-Anfragen konfrontiert – auf und bringe den „Anti-Retter-Check“ ins Spiel. Die Anregung habe ich gerne übernommen und für mich wie folgt weiter entwickelt:
Immer wenn eine dringende, unvorhergesehene Anfrage reinschneit, die meine Ressourcen- und Zeitplanung über den Haufen zu werfen droht, mache ich kurz den „Anti-Retter-Check“:
- Ist das eigentlich meine Aufgabe?
- Bin ich die beste Adresse für diese Anfrage und ist überhaupt (meine) Hilfe erforderlich?
- Deckt sich die Anfrage mit meinen Zielen und Werten?
- Ist der dafür erforderliche Zeitbedarf klar umrissen und die termingerechte Erledigung für mich realistisch leistbar?
- Werde ich dafür angemessen bezahlt oder anderweitig belohnt?
- Bin ich der anfragenden Person – in dieser Sache – sonst irgendwie verpflichtet?
Sind hier zwei oder mehr Fragen mit „Nein“ zu beantworten, dann stelle ich mir noch die abschließende Frage:
- Gibt es andere, wichtige Gründe, dass ICH dies JETZT übernehme?
Ist auch hier die Antwort „Nein“, dann lehne ich dankend ab.
Tipp: Sollte mir dies – bei der Person oder in der Sache – schwer fallen, dann bitte ich um Bedenkzeit und biete dem Anfragenden an, dass er gerne morgen nochmals nachfragen kann.
Das hilft mir, nicht unter Druck und gegen meinen Willen zuzusagen. Außerdem gibt mir das Freiraum, das Anliegen in Ruhe – im Rahmen meiner täglichen Aufgabenplanung – nochmals sorgfältig abzuwägen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Nur zum besseren Verständnis: Es geht nicht darum, die eigene Hilfsbereitschaft gegen Null zu fahren oder andere Leute „im Stich“ zu lassen. Es geht vielmehr darum, sich seiner eigenen Interessen und Möglichkeiten bewusst zu werden und die Konsequenzen ständiger Hilfsbereitschaft kritisch zu reflektieren. Auch meine Ressourcen sind endlich und der Schutz vor Überforderung sichert meine langfristige Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit – auch für andere!
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